"Kurzsichtige brauchen im Alter keine Brille mehr!" -
so stimmt das nicht.
Bei der Altersweitsichtigkeit wird die Augenlinse starrer.
Das ist wie wenn der Autofokus des Kameraobjektivs einrostet. Im
Alter sieht man in der Nähe schlechter - die Arme werden zu
kurz. Das fällt zwischen 40 und 60 Jahren am deutlichsten auf.
Wenn diese so genannte "Presbyopie" voll eingesetzt
hat, braucht man für einen Meter +1 Dioptrie Vergrößerungsglas,
für 50 cm +2 Dioptrien, für 33 cm (was den meisten etwas
zu nahe ist) + 3 Dioptrien. Es schreitet also nicht endlos fort.
Aber man muss genau wissen für welchen Abstand man seine Korrektur
haben will. Denn: je mehr Nahteil ich brauche, desto näher
muß ich die Gegenstände halten. Der Bereich, in dem ich
scharf sehe, wird immer kürzer.
Mit + 3,0 Dioptrien kann ich auch im Alter noch Beipackzettel lesen
und Nadeln einfädeln, aber dann nicht mehr die Zeitschrift
am Couchtisch lesen. Die muss ich in die Hand nehmen, oder einen
schwächeren Nahteil wählen. Auch der Computerbildschirm
sollte ca. 75 cm entfernt stehen und braucht dann maximal +1,5 Dioptrien
(über 60 J). Für Leute, die viel Papierkram in den PC
tippen müssen gibt es dann für diese 2 unterschiedlichen
Entfernungen "Nahbereichs" - Gleitsichtbrillen. Oder für
die Kombination: PC und gleichzeitig Kundenkontakt. Fazit: je genauer
der Patient weiß, was er/sie braucht, desto besser werden
die Ergebnisse der Brillenverschreibung sein.
Kurzsichtige die zwischen -2 und -3 Dioptrien kurzsichtig
sind, brauchen also im Alter weiterhin für die Nähe keine
Brille, für die Ferne aber so wie bisher. Für die Nähe
müssen sie dann aber die Brille abnehmen, oder in der gewohnten
Brille einen Nahteil von ca 0 Dioptrien einschleifen lassen. - Also
leider auch eine kleine Umstellung.
Weitsichtige, die bisher ohne Brille in der Ferne scharf
sehen konnten, brauchen in früherem Lebensalter als andere
eine Lesebrille (da die Augen Linse bereits die Dioptrien für
die Ferne dazukompensieren muss). Später benötigen sie
auch in der Ferne eine Korrektur.
Hohe Weitsichtigkeit und hohe Kurzsichtigkeit, sowie das Lebensalter
an sich, gehören zu Risikofaktoren für die Entwicklung
eines "Grünen Stars" - korrekt: Glaukom. Daher
sollten regelmäßig Augenarztkontrollen stattfinden, jedenfalls
ab dem 40. Lebensjahr. Wenn es in der Familie Glaukom gibt (Grüner
Star, nicht gemeint ist der Graue Star, bei dem die Linse ausgetauscht
wird), dann ist das Risiko zusätzlich erhöht und es sollten
schon in jungen Jahren Kontrollen stattfinden.
Probleme bei Gleitsichtbrille: Die Gleitsichtbrille hat einen
Fernteil oben, der dann langsam in den Nahteil übergeht. Bei
schmalen (=niedrigen) Brillengestellen geht das sehr schnell, was
problematischer sein kann.
Seitlich des Nahteils ist eine unscharfe verzogene Übergangszone,
die man ausblenden muss. (Außer bei neuesten Spezialschliffen).
Was man auch erst erfahren muss: wenn man Stufen hinabsteigt sieht
man durch den unteren Nahteil natürlich unscharf - man muss
den Kopf senken, um die Stufen scharf durch den Fernteil sehen zu
können.
Für Leseratten im Bett ist eine reine Lesebrille zu empfehlen,
damit man bei Positionswechsel nicht immer den Nahteil der Brille
suchen muss.
Manche Berufe benötigen den Nahteil seitlich oder oben (Elektriker
die über Kopf feine Arbeiten ausführen) - mitunter ist
aber auch dann eine Einstärken Brille einfacher zu handhaben.
Disclaimer: Diese Tipps dienen zur Information
und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ersetzen
keinesfalls eine ärztliche Untersuchung.
Sollten Sie durch eine Information verunsichert oder beunruhigt
sein, beachten Sie, dass die Informationen allgemein gehalten und
nicht auf Sie persönlich zugeschnitten sind. Holen sie entspannt
Rat bei Ihren Ärzten ein.
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